Bücher und Kultur: Volker Schliwa und sein Team von Antiquarius, Bonn

Bonn - Das Buchcafé Antiquarius in Bonn geht zurück auf eine langjährige Idee und ist am jetzigen Standort in sehr ansprechendem Ambiente realisiert worden. Die gleichzeitige Nutzung von Antiquariat und Café an einem Standort ist das besondere Merkmal dieses Konzeptes.
Der erste Schritt zur Umsetzung dieser Idee bestand im systematischen Aufbau eines umfangreichen Buchbestandes am Standort des Vorgängerantiquariates für Geistes- und Kulturwissenschaften in Köln. Wir möchten dem Besucher Bücher aus zahlreichen Gebieten zum Kauf und/oder zur Lektüre anbieten, bei gleichzeitigem Angebot heißer und kalter Getränke. Auch der Verzehr von Speisen ist möglich (letzteres jedoch ohne gleichzeitige Buchlektüre).
Zur Behaglichkeit und entspannten Atmosphäre sollen auch Jazz und klassische Musik sowie das großzügige Platzangebot beitragen.
Christoph Schäfer von der GIAQ e.G. im Gespräch mit dem Bonner Antiquar (und Gastronomen …) Volker Schliwa:
Was bedeutet der Beruf des Antiquars für Sie?
“Kein Tag ist wie der Andere - und großen Gestaltungsspielraum der Arbeit und auch der Arbeitszeiten. Ideell im Besonderen der Einsatz für das Kulturgut "Buch" in schnelllebiger Zeit, individuell die Annahme der Herausforderung gegen die Untergangsszenarien des Ladengeschäfts.”

Was fasziniert Sie an alten Büchern und Autographen?
“Die "Zufälligkeit" der Bestandszusammensetzung und freie Wahl des Angebots als Unterschied zum Sortiment, aber auch die "eigene" Geschichte jedes einzelnen Buches.”

Wie sind Sie Antiquar geworden?
“Sieben Jahre Tätigkeit für die Versicherungswirtschaft waren keine Berufung. Der Buchverkauf an der Uni und auf Märkten - parallel zum Studium - hingegen schon.”




Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?
“Den  größten Zeitaufwand erfordern Bucherfassung, Bestellbearbeitung und Buchankäufe. Nicht zu vergessen natürlich auch die allgemeine Geschäftsverwaltung und Organisation.”

Was war Ihr spektakulärster Fund bzw. Kauf?
“Einer der besten Ankäufe in der Anfangszeit war zugleich auch das größte Lehrgeld (einige Nietzsche-Erstausgaben aus der Bibliothek von Jacques Lacan, die unglücklicherweise viel zu günstig veräußert wurden). Gleichbedeutend mit dem skurrilsten Fund, denn in zweien der Bücher fanden sich jeweils 500 DM-Noten, die ich als "ehrliche Haut" dem damaligen Besitzer überreicht hatte. Zum Dank schenkte er mir den Buchregalklassiker der letzten Jahrzehnte (Billy).”

Von welchen Stücken sind Sie persönlich besonders fasziniert bzw. begeistert?
“Das besondere Buch, dem ein großer Geist Pate stand, aber nicht unbedingt eine große Käuferzahl beschieden ist. Besonders sind alle unsere Bücher aus früherer Zeit, die persönliche Angaben enthalten (Randnotizen von alter Hand, Widmungen, Zeichnungen von Kindern aus dem 19. Jahrhundert (Mann mit Zylinder), o. Ä. Hervorheben würde ich persönlich eher die Geschichte der Menschen, von denen sie erworben wurden, z. B. die promovierte Politikwissenschaftlerin, geb. ca. 1910 (Zeugin des Jahrhunderts) oder die versprengte Französin in Köln, die mir ein Dutzend Mal und bei jedem weiteren Treffen erneut erzählte, dass der Meisterschüler von Otto Dix mit ihr zusammenleben wollte, sie aber nicht mit ihm.”
Wie kommen Sie an Ihre Bücher?
“Ein größerer Teil ergibt sich aus Privatankäufen, im Weiteren Ankäufe aus größeren Beständen wie auch aus Auktionen.”

Wenn man als Laie an alte Bücher denkt, dann denkt man wahrscheinlich als erstes an alte Drucke, die mehrere tausend Euro wert sind und die man sich als Normalsterblicher gar nicht leisten kann. Ist das tatsächlich so, oder haben Sie auch etwas für den schmaleren Geldbeutel?
“Zahlreiche Bücher (meist aus dem Bereich der Wissenschaft), jedoch keine Taschenbücher und nur wenig Belletristik.”

Sie haben den ganzen Tag beruflich mit Büchern zu tun. Haben Sie abends genug von Literatur oder lesen Sie auch privat gerne?
“Aber ja, jeden Tag die Süddeutsche Zeitung, gerne moderne Reiseliteratur (derzeit Patrick Leigh Fermor: Mani - eine faszinierende Gegend!).”
Ich finde Ihr gemischtes Konzept sehr interessant, wie schaffen Sie das eigentlich im Alltag?
Das Konzept im Antiquarius ist inzwischen reduziert auf den enorm gewachsenen und arbeitsintensiven Buchbestand von über 50.000 katalogisierten Titeln.
Die Gastronomie ist also stark eingeschränkt worden und das eigenen Veranstaltungsprogramm zumindest derzeit nicht zusätzlich zu bewältigen (es gibt jedoch weiterhin Veranstaltungen in Kooperation mit dem Germanistischen Seminar der Uni Bonn sowie Kinderlesungen organisiert durch die Stadt Bonn).
Neben dem Internetverkauf sind inzwischen auch Antiquariatsmessen auf unserer Agenda.







Buch und Café Antiquarius
Inhaber: Volker Schliwa
Bonner Talweg 14 / D-53113 Bonn
Tel.: 0228/9267940
Fax: 0228/9267941
info@buch-antiquarius.de
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 10:00 - 20:00 Uhr

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